Anton Turek

 
 
 
   
 

 

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Anton Turek
(*18.01.19 +11.05.84):


Alter 1954:35 Jahre.

Beruf: Bäcker.

Charakter: Ruhepol. Er galt als gemütlich und abgeklärt, wurde als "rheinische Stimmungskanone" bezeichnet und war innerhalb der Mannschaft erklärte Respektsperson. Herberger hatte ein gespaltenes Verhältnis zu dieser Gemütlichkeit. Für ihn grenzte sie zeitweilig an Lethargie.

Deutsche Mannschaft: Er fiel Herberger schon 1936 bei einem Jugendspiel auf, wurde aber durch den Krieg bis 1950 an seinem Nationalmannschaftsdebüt gehindert. Von da an war er erste Wahl. Trotz mäßiger Platzierungen seines Vereins hielt Herberger vier Jahre und 20 Spiele lang an Turek fest, wenngleich er diesen immer wieder hinterfragte. Ein halbes Dutzend wesentlich jüngerer Torhüter drängte unaufhaltsam nach, und oft führte Tureks Gelassenheit zu einem vermeidbaren Gegentor, was den Sicherheitsfanatiker Herberger wurmte. Zu gerne hätte er Toni dafür mit Nichtbeachtung gestraft. Aber dieser Mann war noch zu wichtig für die Mannschaft. Noch etwas könnte Herberger ein Dorn im Auge gewesen sein: Toni gehört laut seinem Sohn zu den wenigen Adidas-Gegnern und überzeugten Puma-Trägern. Aus Bequemlichkeit.

Ehrungen: Weltmeister 1954, Silberner Lorbeer 1954. Goldene Ehrennadel des Westdeutschen Fußballverbandes. Ehrenmitglied von Fortuna Düsseldorf. Bundesverdienstkreuz. Und noch 15 Jahre danach sollten ihm seine Bodenständigkeit und Volksnähe bei der Wahl zum "Düsseldorfer des Jahrhunderts" durch die "Rheinische Post" Platz 12 einbringen.

Familie: Tureks Vater arbeitete bei Krupp. 1943 ehelichte Anton Turek Wilhelmine, die Tochter eines Straßenbahnfahrers) die er "Miezi" nannte.Anton und Wilhelmine wurden Eltern einer Tochter (Ute, 1946) und eines Sohnes (Hans-Jürgen, 1950).

Größe/Gewicht 1954: 1,81 m groß und 80 kg schwer.

Hobbys: Turek war ein Naturfreund.

International: "Ausländische Vereine lockten mit stolzen Gagen!" Zitat aus "Die Großen im Tor" (Copress-Verlag, München.)

Jobs: Arbeitete in Ulm als Sportlehrer im Jugendgefängnis, und in Düsseldorf bei der Rheinbahn AG, wo er es bis zum Abteilungsleiter der Registratur brachte. Pensioniert am 30.04.77.

Krieg: Wurde mit 18 zum Arbeitsdienst eingezogen, landete dann bei der Wehrmacht, machte u.a. den Polenfeldzug mit und kam als Kradmelder zum Einsatz. (Eine Zeitschrift berichtete von Fronteinsätzen in Frankreich, Italien und Russland.) Als Kriegsgefangener wurde er früh entlassen, weil Bäcker von allgemeinem Nutzen waren.

Leben: Mit 54 war Toni eines Morgens von der Hüfte abwärts gelähmt. Bis zu einem tödlichen Schlaganfall mit 65 sollte er an guten Tagen an Krücken laufen, sollte er Lungenembolien, Milz-, Magen- und Bypass-, Herz- und Gallenblasenoperationen über sich ergehen lassen müssen. Trotzdem sollte sein Tod überraschend kommen und große Trauer hervorrufen. Er verstarb elf Tage nach einem Schlaganfall im Etienne-Krankenhaus in Neuss.

Meisterschaften: Weltmeister 1954.

Nummer WM 54: 1

Oberligamannschaft 1954: Fortuna Düsseldorf.

Position: Torwart.

Qualitäten: Als Torwart besaß er eine unwahrscheinliche Reaktionsschnelligkeit. Als Mensch war er stets zuverlässig und korrekt, ein sehr höflicher und zuvorkommender Zeitgenosse, weshalb sich das Hotelpersonal des Spiezer Hotels Belvedere noch 47 Jahre später besonders an ihn erinnerte.

Rufname: "Toni".

Trainerstationen: VfR Büttgen, Ratingen 04.

Ursprung: Duisburger.

Vereine: 1929-36 Duisburg 1900, 1934 in der Duisburger Stadtmannschaft, 1936-41 Duisburg 48/99, 1941-43 TSG Ulm 46, 1943-46 Duisburg 48/99, 1946-47 Eintracht Frankfurt, 1947-50 TSG Ulm 46, 1950-56 Fortuna Düsseldorf (133 Spiele in der Oberliga West), 1956-57 Borussia Mönchengladbach (4 Einsätze in der Oberliga West).

Wunden: Unangenehmes Andenken bildete ein Granatsplitter, der ihm an der Front den Stahlhelm durchschlug, lebenslänglich im Hinterkopf stecken blieb und sich immer wieder unangenehm bemerkbar machte. Das ist auch der Grund, warum Turek bei der WM im Tor einmal plötzlich umkippte.

XY: Toni hatte mit seinem Verein Fortuna Düsseldorf gerade dreieinhalb Wochen lang die USA bereist, in Jeckenuniform Werbung für deutsche Kultur und deutschen Humor betrieben, ein paar prachtvolle Spiele hingelegt und als Andenken unter anderem eine Puppe afroamerikanischer Hautfarbe für seine Tochter mitgebracht. Er selber erhält nach der WM viele Geschenke. Wahrscheinlich das wertvollste: eine polargraue DKW-Sonderklasse-Limousine mit Schiebedach von den Auto-Union-Werken.

Zimmer in Spiez: Nr. 311 mit Paul Mebus, dem Zweitältesten nach Turek.




 

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