Rudolf Deinert

 
 
 
   
 

 

  Home > Chronik > Wer? > Die Aussortierten > Rudolf Deinert

Rudolf Deinert
(*02.06.28):


Alter 1954: 25

Beruf: Lernte bei der Reichsbahn den Beruf eines Elektromaschinenschlossers. Bestand die Gesellenprüfung Ende 1944.

Charakter: Zweifellos.

Deutsche Mannschaft: War über einen Zeitraum von sechzehn Jahren (zwischen 1942 und 1958) der einzige Berliner in Herbergers Kader sein. Und das, obwohl der Bundestrainer selber einst für Tennis Borussia (kurz: TeBe) stürmte.

Familie: Wurde als fünftes Kind eines pommerschen Stadtgärtners geboren. Heiratete seine Herta 1956.

Größe/Gewicht 1954: 1,76 m groß.

Hobbys: Briefmarken, Meeresangeln.

International: Zwei Wochen vor dem Mauerbau 1962 zog er in den Westen Berlins, machte seinen Führerschein, absolvierte mit dem VBB auch eine Afrikareise, entschied sich aber nach einem Dreivierteljahr, nach Ost-Berlin zurückzukehren, da seine Schwiegermutter, die die Wäscherei übernommen hatte, erblindet war.

Jobs: Nach Kriegsende arbeitete er in seinem erlernten Beruf und betrieb ab 1956 zusammen mit seiner Frau, eine Wäscherei mit neun Festangestellten und vier Hilfskräften. 1990, inzwischen in der Wache der Großwäscherei Rewatex tätig, wurde Deinert in den Vorruhestand geschickt.

Krieg: Ab 2. Januar 1945 für einige Tage Arbeitsdienst in Polen.

Leben: Verbringt die Sommermonate in seiner Datsche.

Meisterschaften: Mit TeBe 1951 und 1952 Berliner Oberligameister.

Oberligamannschaft 1954: Tennis Borussia Berlin.

Position: Rechtsverteidiger.

Qualitäten: Deinert war torgefährlich: nicht selten trat er für seinen Verein Freistöße und Elfmeter und trug sich somit in die Torschützenliste ein.

Rufname: "Rulle".

Trainerstationen: Hatte kein Interesse, in der DDR Trainer zu werden.

Ursprung: Berlin-Grünau.

Vereine: In den ersten Jahren seiner Fußballerkarriere beim Grünauer BC (1938 bis 1944), Motor Köpenick (45 bis 49/50) und Minerva (49/50 bis 50/51) spielte Deinert Mittelläufer, beim Berliner Meister Tennis Borussia (50/51 bis 62) wurde er rechter Verteidiger. Wurde 32mal für die Berliner Stadtauswahl (und fünfmal für die B-Auswahl) nominiert.

Wunden: Siehe "International"?

XY: Kurz vor der WM verkündete der "kicker" einen möglichen Wechsels Deinerts zu Arminia Hannover. Der Wechsel fand jedoch nicht statt, weil Deinert sich schlicht und ergreifend in Köpenick wohl fühlte, dort arbeitete und dort somit eine Existenz besaß, die ihm viel wert war. Wer weiß, wie seine Nationalspielerlaufbahn verlaufen wäre, wenn... .

(kein) Zimmer in Spiez: Im 44köpfigen-Aufgebot, mit dem Herberger im Januar 1954 plante, war Deinert einer von vier etatmäßigen Rechtsverteidigern. Nachdem der Stammverteidiger Erich Retter verletzt ausfiel, entschied sich Herberger überraschenderweise und ausschließlich für Linksverteidiger. Deinert besaß ein Problem, und damit war er nicht allein, wie sein langjähriger Mannschaftskamerad Rudi Kinzel verriet: 1950 folgte der Westteil Berlins dem westdeutschen Vorbild und führte den Vertragsspielerstatus ein. Das heißt, die Spieler in der obersten Spielklasse bekamen für ihre fußballerischen Aktivitäten Geld. (Weshalb Deinert auch von Köpenick (Ost) nach Charlottenburg (West) gewechselt sein dürfte.) Eine Veränderung, die das sozialistische Deutschland nicht akzeptieren konnte, weshalb ein Schlussstrich unter den Groß-Berliner Spielbetrieb gezogen wurde. Ost und West trugen ihre Spiele von nun an getrennt aus. Doch die Grenzziehung hatte noch nicht die hermetischen Maße erreicht wie das nach dem Mauerbau der Fall sein sollte. Deinert, der in Köpenick lebte und arbeitete, fuhr mehrmals in der Woche in den Westen und zurück, um bei den Charlottenburger Tennis Borussen Fußball zu spielen. Obwohl er erst ab 1958 Probleme mit den für den Grenzverkehr notwendigen Interzonenpässen bekommen sollte, bestand schon in den Jahren zuvor keine wirkliche Garantie dafür, dass ein in West-Berlin Aktiver auf dem Weg zu einem Länderspiel nicht Probleme bekam. Erst recht, wenn er im Osten beheimatet war. Sich von so einem Unsicherheitsfaktor abhängig zu machen, lag Herberger gar nicht. Wenn man nicht mit dem eigenen Pkw fuhr, den die Wenigsten besaßen, nahm man den Zug. Flüge waren noch zu umständlich und zu teuer. Somit bestand für eine gesicherte Teilnahme jedweden Berliner Spielers an welchem Spiel außerhalb "der Insel" auch immer keine Garantie. Für ein Spiel der B-Auswahl gegen England, an dem Deinert teilnahm, war das Risiko noch vertretbar. Ebenso bei einem Freundschaftsspiel am 9. November 1952 in Augsburg gegen die Schweiz, das 5:1 gewonnen wurde, wobei sich der Stammverteidiger Erich Retter verletzte, dann aber bis zum Spielende mithumpelte und somit Deinert um sein vielleicht einziges A-Länderspiel brachte.Rückblickend erscheint Herbergers Entscheidung besonders hart, vielleicht aber auch nur besonders konsequent: am 2. Juni 1954, als Herberger den Kader für die Schweiz verkündete, beging Deinert seinen 26. Geburtstag. Er hätte sich bestimmt ein anderes Geschenk gewünscht.




 

Copyright © 2004 DieHeldenVonBern GbR Berlin
Email: info@dieheldenvonbern.de
Home | Impressum