Adolf Dassler

 
 
 
   
 

 

  Home > Chronik > Wer? > Trainerstab und DFB-Funktionäre > Adolf Dassler

Adolf Dassler
(*03.11.1900 +06.09.1978)


Aus Adolf wurde spätestens im August 1948 "Adi", aber wem wäre es auch eingefallen, "Adolfdas"-Schuhe zu kaufen? Auch eine Weltmarke wie Adidas besaß natürlich bescheidene Anfänge, in denen die Konkurrenz noch zahlreich war. In der Sportschuhfabrik der Gebrüder Dassler in Herzogenaurach versuchte man 1924 aus der aufkommenden Sportbegeisterung im Land Kapital zu schlagen, nachdem Adolf nach Abschluss der Schule und einer Schuhmacherlehre den väterlichen Betrieb 1920 übernommen hatte. Da dem Kriegsverlierer Deutschland militärische Aktivitäten bis auf weiteres untersagt waren, lag es im Interesse Vieler, eine allgemeine Wehrfähigkeit und Fitness im Volk aufrechtzuerhalten. Deshalb wurde versucht, den Sport, der bislang eher ein Privileg der Wohlhabenden war, auch zu einem Zeitvertreib der Arbeiterschaft zu machen und seine Popularität zu vergrößern. Dabei brachte Rudolf Dassler sein kaufmännisches Geschick ein und Adolf seine Bastellust.

In den Dreißigern lernte Adolf in der Schuhmetropole Pirmasens seine Ehefrau Käthe (bald gefürchtet als "Katharina die Große") kennen, die die einflussreiche Königin seines Imperiums werden sollte. Auch die Dasslers profitierten von den Nazis, die die Olympiade 1936 zum großen Spektakel werden ließen und das Sportbewusstsein im Lande noch weiter stärkten. Doch vorher kam der nächste Krieg und brachte für Industrielle, die nichts zur Rüstung beitragen konnten, Produktionsengpässe. Mal fehlten Rohstoffe, mal Arbeitskräfte. Die Wehrzeit fiel kurz aus. Dann begann eine neue Zeitrechnung.

Ein bis heute gut gehüteter Zwischenfall innerhalb der Familie, der in der Festschrift zu Rudolf "Puma" Dasslers 70. Geburtstag elegant als "herbe menschliche Enttäuschung" beschrieben wurde, führte zum Bruch der beiden Brüder und zur getrennten Eroberung des Sportschuhweltmarktes. Offensichtlich wurde Adolf der Erfolgreichere, was mehrere Gründe haben kann. Als der handwerklich Geschicktere könnte er durchaus innovativer agiert haben als sein mehr zum Kaufmännischen neigender Bruder. Die Legende sagt zudem, dass er der Flexibelste seiner Konkurrenten war und sich daher Herbergers Gunst erobern konnte. Dem schwebten in seiner allgegenwärtigen Perfektionswut Verbesserungen an den gängigen Fußballschuhen vor, die Adolf in die Tat umsetzte, was dieser dann auch zu seinem Markenzeichen werden ließ. Permanent das Ohr am Abnehmer zu haben und seine Ware ständig neuen Wünschen anzupassen.

Die allgemein als Wunderschuh titulierte Erfindung - der Schraubstollenschuh - gilt als die Geheimwaffe der Deutschen Mannschaft bei der WM 1954 und als vielleicht der entscheidende Vorteil gegenüber den Ungarn. Da es am 4. Juli während des Finales ununterbrochen regnete, wurde der Grasboden des Spielfeldes immer weicher und matschiger. Dank Dasslers Schuh konnten die Deutschen in der Halbzeit reagieren und mit geringem Aufwand ihre normalen Stollen gegen längere tauschen. Dadurch verringerte sich für sie die Gefahr, auf dem nassen Rasen auszurutschen. Die Ungarn kannten solche Tricks nicht und bekamen zunehmend Schwierigkeiten. Das Ergebnis ist Geschichte. Der Aufstieg der Firma Adidas begann just im Jahr 1954. Die Schuhe für den neuen Fußballweltmeister hergestellt zu haben erbrachte einen gehörigen Werbeeffekt und ließ die Umsatzzahlen in die Höhe schießen.



Bereits 1956 sollte Adolf seinen 19jährigen Sohn Horst zur Olympiade nach Melbourne schicken, wo dieser mit Funktionären plauderte und Sportlern Gratisschuhe schenkte. Horst Dasslers "kreativer" Einfluss auf das ständige Wachstum der Firma hatte vielleicht schon hier seinen Ursprung. Spätestens in den Achtziger Jahren - Adolf lebte seit 1978 nicht mehr - nahm das Wirken der Dasslers wettbewerbsverzerrende Züge an. (Zu diesen Erkenntnissen gibt es u.a. einen Bericht im Spiegel-Heft 23/1986 "Der gekaufte Sport" und ein Sachbuch "Der olympische Sumpf - Die Machenschaften des IOC" von 2000, erschienen im Piper-Verlag.) Ihr Einfluss war so groß geworden, dass sie die Vergabe von Olympischen Spielen durch Zuwendungen verschiedener Natur an Entscheidungsträger beeinflussen konnten. Wo ihnen ein Markt noch nicht gehörte, ließen sie Sportveranstaltungen ausrichten, die die Augen dieses Teils der Welt auf die drei Streifen lenkten. Vermutlich sollte die kriminelle Energie der Dasslers dem Spätergeborenen Horst zugerechnet werden, der sie allerdings auch irgendwie in die Wiege gelegt bekommen haben muss. Adolf Dassler war neben allem Idealismus für die Sache und Begeisterung für den Sport durchaus strategisches Denken zuzutrauen. Der tiefe Eindruck den er beim deutschen Torwart Kwiatkowski hinterlassen hat, sich als Unternehmer und Firmenchef nicht zu schade zu sein, vier Wochen lang Anderen die Schuhe zu tragen, geschah eben auch aus Eigennutz, aus wirtschaftlichem Denken. Was man ihm nicht verübeln darf. Dassler schrieb eine der Erfolgsstorys der Wirtschaftswunderzeit. Und die ersten Seiten davon schrieb er in der Schweiz.




 

Copyright © 2004 DieHeldenVonBern GbR Berlin
Email: info@dieheldenvonbern.de
Home | Impressum