Saarland
Eine Situation, die man den späteren Generationen erst mal begreiflich machen muß, die aber ein kleiner Fisch ist, wenn man an die Folgen der Wiedervereinigung denkt. Das heutige Bundesland Saarland war 1954 eine autonome Region (seit Kriegsende französisches Protektorat), die sich 1947 in wirtschaftlicher Hinsicht Frankreich anschließen sollte. Die neu gegründete Bundesrepublik war damit aber nicht einverstanden und erwirkte ein europäisches Statut, das wiederum von der Saarbevölkerung abgelehnt wurde und schließlich ab 1957 die Rückgliederung als Bundesland der Bundesrepublik zur Folge hatte.
Wie auch immer, im Saarland formierte sich ein eigener Fußballbund (Juli 1948), der den Antrag auf Beitritt zum Französischen Fußballverband ablehnte, seine eigene Nationalmannschaft einrichtete und schon drei Monate vor der Bundesrepublik in die FIFA aufgenommen und somit zum internationalen Spielverkehr zugelassen wurde (Juni 1950).
Auf 2.500 km² Bodenfläche ließ sich trotz einer Handvoll Fußballvereinen kaum ein konkurrenzfähiger Spielbetrieb aufbauen, was in den Jahren 1950 bis 1956 zu einigem Hin und Her führte. Erst wurde die Saarelf der Zweiten französischen Líga angeschlossen, wo sie sich als Tabellenführer ohne Aufstiegsberechtigung als unterfordert herausstellte, dann genehmigte man dem 1. FC Saarbrücken und Borussia Neunkirchen die Teilnahme an der Oberliga Südwest, wo sie sich regelmäßig mit dem Deutschen Meister von 1951 und 1953, dem 1. FC Kaiserslautern, maßen. Die Nationalmannschaft, die sich in ihrer Idealbesetzung aus zehn (!) Spielern des 1. FC Saarbrücken zusammensetzte (und einem von Saar 05), bekam mit Helmut Schön einen Trainer, der als 16maliger deutscher Nationalspieler zwischen 1937 und 1941 besonders von seinem Reichstrainer Sepp Herberger gelernt hatte. Dieser wiederum hatte Schön dem Saarländischen Fußballverband ans Herz gelegt, und pikanterweise mussten Lehrer und Schüler während der WM-Qualifikation zweimal gegeneinander ins Feld ziehen. Der Schüler und seine Auswahl schlugen sich tadellos und brachten die Auswahl des Lehrers gehörig in Verlegenheit.
Schon bei der nächsten WM war die Saarauswahl Geschichte, und Helmut Schön hatte seinen Platz als Assistent Herbergers gefunden, um ihn dann 1964 zu beerben (nachdem Fritz Walter diesen Posten trotz mehrerer Versuche Herbergers immer wieder abgelehnt hatte). Innerhalb von sechs Jahren waren in 19 Spielen 42 Spieler zum Einsatz gekommen. Die Saarauswahl hatte dabei 6 Siege, 3 Unentschieden und 10 Niederlagen erreicht, wenngleich die meisten Begegnungen mit B-Mannschaften anderer Nationen ausgetragen worden waren. Interessanterweise gab es mit Heinz Vollmar vom SV St. Ingbert einen einzigen Spieler, der erst in der Saarauswahl und ab 1956 im deutschen Nationalteam aufgenommen wurde.
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