Jugoslawien
In den wenigen bisherigen Begegnungen zwischen den beiden 54er-Viertelfinalgegnern hatte es 1939 zwei deutsche und 1940 zwei jugoslawische Siege gegeben. Am 21.12.1952 in Ludwigshafen hatte sich der deutsche Sturm nach Toren von Rahn, Morlock und Fritz Walter beim 3:2 um einen Deut effektiver erwiesen.
Als Dritter bei der ersten WM 1930 sowie Olympiazweiter von 1948 und 1952 zählten die Jugoslawen mit Recht zum Favoritenkreis der WM und verfügten über Weltklassespieler wie den Torhüter Beara, den Außenläufer Zlatko Cajkowski, die Kontinentauswahlspieler Vukas und Zebec. Mit ihrer Eleganz erinnerten die Jugoslawen an eine südamerikanische Mannschaft, auch in der Hinsicht, dass sie ihre spielerischen Vorteile nicht immer in Tore umzumünzen verstanden. Sie hatten sich zwar ohne Punktverlust gegen Griechenland und Israel für die WM qualifiziert, aber in allen vier Begegnungen 1:0 gespielt!
Cajkowski und Zebec wurden übrigens später erfolgreiche Bundesligatrainer: Cajkowski ging nach 57 Länderspielen und höchster Wertschätzung als Außenstürmer und gewitzter Fußball-Regisseur 1955 als Spieler zum 1. FC Köln und lernte an der Kölner Sporthochschule unter Herberger das Sportlehrerhandwerk. Von 1961 bis 1963 war er Trainer der Kölner und holte 1962 prompt mit ihnen den Deutschen Meistertitel. 1963 wechselte er zum FC Bayern München, führte ihn in die Bundesliga und errang mit diesem Team 1967 auch den ersten Internationalen Titel - den Europapokal der Pokalsieger. Berühmt wurde Cajkowskis Ausspruch "Kleines, dickes Müller", womit er keinen Geringeren als den Bomber der Nation, Gerd Müller meinte, der als junger Mann mit Übergewicht zu kämpfen hatte.
Zebec, der u.a. von 1961 bis 1964 für Alemannia Aachen spielte, sein Trainerdiplom erst 1967 machte und erst 1968 beim FC Bayern Trainer wurde (mit dem er 1969 Deutsche Meisterschaft und DFB-Pokal errang), feierte mit insgesamt sechs Bundesligavereinen und zwei jugoslawischen Mannschaften große Erfolge und brachte es mit 65 Berufungen zum jugoslawischen Rekordnationalspieler.
Beara bildete als Torwart dank seiner Eleganz, seiner Raumbeherrschung und seiner einzigartigen Reflexe eine Ausnahmeerscheinung und wurde mit Hadjuk Split und Roter Stern Belgrad siebenmal Jugoslawischer Meister. Er ließ sich nach 60 Länderspielen durch die durchlässig gewordenen Grenzen seines Heimatlandes ebenfalls nach Deutschland locken und spielte wie Zebec für Alemannia Aachen und zudem für Viktoria Köln. Zwei Beinbrüche erzwangen ein verfrühtes Karriereende. Aber auch er wurde in Köln zum Fußballlehrer.
Der Halbstürmer Bobek (38 Tore in 63 Länderspielen, 403 Treffer in 468 Spielen für Partizan Belgrad), war als Spieler berühmt für seine lässige Ballbehandlung und seine enorme Spielübersicht. Als Trainer hielt er seiner Heimat und seinem Leib- und Magenclub Partizan, dem er 13 Jahre lang als Aktiver angehört hatte, die Treue. Für kurze Zeit war er auch jugoslawischer Nationaltrainer.
Der Stopper Horvat kam auf 60 Berufungen in die Nationalelf und spielte zwischen 1958 und 1961 an der Seite von Alfred Pfaff bei der Frankfurter Eintracht.
Die Stürmer Mitic und Vukas brachten es neben diversen nationalen Titeln Jeder auf 59 Länderspiele, was zu einer selten erlebten Enge in der Ewigen Nationalspielerrekordliste führt. Allein die sieben hier Genannten kamen auf 57 bis 65 Einsätze. Welch außerordentlich guter Jahrgang!
Bewertung der Mannschaft seitens des Veranstalters: Auf ausgezeichnetem Teamwork basierender konstruktiver Fußball; hochstehendes, alle Feinheiten technischer und taktischer Art enthaltendes Spiel; verspielte Stürmer.
Kader:
Vladimir Beara, Bruno Belin, Stjepan Bobek, Vujadin Boskov, Zlatko Cajkowski, Tomislav Crnkovic, Dionizije Dvornic, Ivan Horvat, Branko Kralj, Lav Mantula, Sima Milovanov, Milos Milutinovic, Rajko Mitic, Zlatko Papec, Aleksander Petakovic, Zdrako Rajkov, Ljubisa Spacjic, Branko Stankovic, Teodor Vesslinovic, Bernard Vukas, Branko Zebec, Miljan Zevkovic.
Spielkleidung:
Trikot - rot; Hose - weiß; Socken - schwarz.
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