Die Spieler

 
 
 
   
 

 

  Home > Chronik > Wer? > Die Spieler

Grundsätzliches zu den Fußballern: Vergessen Sie Alles, was Sie seit vierzig Jahren über diese Sportart gehört haben, besonders über ihre Hauptdarsteller: Unsere Helden von 1954 waren in der Mehrheit einfache und ehrliche Bürger, viele entstammten der Arbeiterklasse und mühten sich, nach Krieg und Nachkriegswirren, sich und den Ihren eine Existenz aufzubauen. Es ging im Wesentlichen noch ums Überleben. Man lernte einen Beruf und übte ihn aus. Oder man suchte sich ein Gewerbe.

Die Spieler trainierten zweimal in der Woche in ihrem Fußballverein und spielten am Wochenende um Punkte, wofür sie, als so genannte "Vertragsspieler", monatlich 320 Mark bekamen (zzgl. einer eventuellen Leistungsprämie in Höhe von ca. 10 Mark pro Einsatz). Zwar gab es auch damals schon versteckte Zuwendungen, aber in geringem Maße und unter großem Risiko. Der DFB ließ in dieser Hinsicht nicht mit sich spaßen.

Wollte ein Verein einen Spieler aus einem anderen Verein verpflichten, oder andersherum einen Spieler unbedingt am Abwandern hindern, musste er diesem Spieler etwas bieten können. Zum Beispiel die besagte Existenz. Im süddeutschen Raum handelte es sich dabei bevorzugt um Zeitungs-, Schreibwaren- oder Tabakläden, die man mit einer Totoannahmestelle versehen konnte. (Fußball-Toto wurde übrigens 1949 vom Westdeutschen Fußballverband "erfunden", was diesem ad hoc zum Wiederaufbau dringend notwenige Geldquellen erschloss.)

Für so ein Geschäft genügte der einfache Menschenverstand, und es war leicht eine Vertretung zu finden, wenn die fußballerischen Aktivitäten die Abwesenheit des Ladeninhabers erforderte. Mit so einem Geschäft ließen sich sogar ungeliebte Konkurrenten aus dem südeuropäischen Raum ausstechen, die schon in den frühen Fünfzigern halb Europa unsicher machten und mit ihren stets gut gefüllten Fleischtöpfen lockten.

Aber die Angesprochenen widerstanden den Verlockungen. Die Gründe dürften mannigfacher Natur gewesen sein: die oft beschworene Liebe zur Heimat (was nach Jahren des Marschierens und der Kriegsgefangenschaft gut nachvollziehbar scheint), bzw. die unangenehme Aussicht, von den Landsleuten als Landesverräter beschimpft und bespuckt zu werden; das Aus als Nationalspieler, wenn man einer war, denn Herberger ließ in dieser Hinsicht gar nichts anbrennen und verhinderte einen Aderlass seiner Leistungsträger mit allen Mitteln - nicht zuletzt mit dem Prinzip, keinen im Ausland agierenden Deutschen in die Nationalmannschaft zu holen (nicht mal den Ausnahmetorhüter Bernd Trautmann, der bei Lagerspielen in englischer Gefangenschaft so einschlug, dass man ihn in zu Manchester City holte, wo er zur Legende wurde und das Bild vom "bösen Deutschen" relativierte); die Angst vor der Fremde - schließlich beherrschte man keine Fremdsprachen, war auf seine deutsche Herkunft gerade nicht sehr stolz und hätte höchstens Frau und Kinder mitnehmen können. Die Neugierde der heutigen Im- und Exportfußballer besaßen die jungen Deutschen damals nicht.

Trotz des Turnierverlaufes, und das machte mit die Größe der Überraschung aus, besaß der deutsche Fußball der Nachkriegsjahre kein hohes Niveau. Und zwar aus einem einfachen Grund: es gab noch keine Bundesliga, in der sich die Stärksten der Starken regelmäßig gegenüber standen und miteinander maßen, sondern es gab fünf "Erste Vertragsligen" (neben "Zweiten Ligen" und gegenüber echten Amateurligen) in den verschiedenen Regionen Deutschlands: Nord, West, Südwest, Süd und Berlin.

Am Ende einer Spielzeit trafen deren Erst- und zum Teil auch Zweitplatzierte in einer "Endrunde um die Deutsche Meisterschaft" aufeinander. Monatelang vorher jedoch waren die wenigen überragenden Mannschaften regelmäßig auf Dorfmannschaften gestoßen, von denen sie nie ernsthaft gefordert wurden. So konnten sie ihre eigenen Qualitäten selten weiterentwickeln und schienen daher ausländischen Mannschaften oft nicht gewachsen. Dies war mit ein Grund dafür, warum Herbergers Mannen vor dem Turnier in der Schweiz nicht gesetzt wurden, man keine Wettquoten für sie einrichtete und sie überhaupt einen eher belächelten Stellenwert besaßen.

Andererseits darf man eins nicht vergessen: Der DFB besaß schon 1954 über 1,6 Millionen Mitglieder in Tausenden von Vereinen. Nicht alle waren Spieler, aber die, die mit in die Schweiz fahren durften, gehörten zu den Besten unter ihnen. Und auch nur zu den besten 50 unter einer Millionen zu gehören, will etwas heißen!



Die Endspielelf:

Die anderen Elf:

Die Aussortierten:



 

Copyright © 2004 DieHeldenVonBern GbR Berlin
Email: info@dieheldenvonbern.de
Home | Impressum