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Hotel Belvedere in Spiez

Spiez selber liegt am Südufer des Thuner Sees, besitzt 6000 Einwohner und dient als Luftkurort und Wassersportplatz. Es besitzt ein Strandbad und eine Dampferlandestelle. Ein Uferweg lädt zum Spaziergang nach Faulensee. Ein mittelalterliches Schloss an einer Bucht gelegen bestimmt das Bild und dient als Museum. Nicht zu übersehen auch der Berg Niesen (2367 m). Eine Seilbahn hilft beim Aufstieg.

Das 1907 erbaute und 1908 eröffnete "Strandhotel" Belvedere verfügte ursprünglich über 80 Betten mit "Komfort I. Ranges", die Übernachtung kostete acht Franken. 1948 erwarb der Verband Schweizer Metzgermeister das Haus, um im Keller eine Metzgereifachschule einzurichten, deren Schüler ebenfalls Zimmer im Belvedere belegen konnten. Die hervorragende Küche reduzierte sich zu dieser Zeit auf die Bewirtung der Hotelgäste. Das Personal umfasste ca. 20 Personen, davon waren ca. sechs in der Küche, vier im Servicebereich und drei in der hoteleigenen Lingerie (Wäscherei) beschäftigt. Ein Lastenaufzug erleichterte die Arbeit. Neben zwei größeren Esssälen gab es auch eine großzügige Terrasse mit Seeblick. Der direkte Weg zum etwa 30 Meter tiefer liegenden Ufer führte über die hoteleigene Liegewiese.

Die Lobby war nicht zu groß, auf jeden Fall gemütlich. Kein Ort zum Sehen und Gesehen werden. Wer hier saß, wartete auf die Rezeptionistin oder auf eine Verabredung. Die Zimmer waren in jeder Etage um einen zentralen, sehr schmalen Gang herum angelegt, damit jedes mit einem Fenster aufwarten konnte. Im dritten Stock gab es derer 13. Die mit Blick auf den See waren sicherlich die Schönsten, weshalb Herberger Fritz Walter bestimmt nicht aus Zufall eins zugeteilt hatte. Die Einrichtung fiel für die Zeit komfortabel aber insgesamt eher karg aus. Die Fenster ließen nicht zuviel Tageslicht herein. Jedes Zimmer besaß neben den notwendigen Möbeln auch ein Waschbecken. Eine Gemeinschaftstoilette und eine Dusche befanden sich in jedem Stockwerk separat.

Hinter dem Hotel befand sich eine angenehm verwilderte und mit gängigen Wiesenblumen bewachsene, zum See hin langsam abschüssige Grünfläche, der es an Schatten spendenden Bäumen fehlte (immerhin verschwand die Sonne mittags für eine Weile hinter dem Hotel). Dafür bot die Liegewiese eine Tischtennisplatte, einen künstlich angelegten Fischteich, mit dessen Hilfe die Speisekarte bereichert wurde und einen tollen Ausblick auf den mit Segelbooten getupften Thuner See und den gegenüberliegenden Ort, in dem die eine oder andere Spielergattin heimlich logierte. Liegestühle befanden sich in praktischer Nähe unter einem Überhang des Hotels, unter dem bei schlechtem Wetter die Hotelwäsche trocknete.

Trotz der Bezeichnung "Strandhotel" fiel der Strand hier mickrig aus. Den See säumte eine kilometerlange, abwechslungsreiche Promenade. Zwischen dieser und dem Wasser lagen schmale und mit Zäunen oder Mauern abgetrennte, private Uferstreifen, die meist einen eigenen Holzsteg besaßen, von dem man aus in den See klettern oder springen konnte. Wer über sein eigenes Boot verfügte, macht es hier fest. Zum heimlichen Rauchen war der Platz nicht optimal, da der See grundsätzlich Jedermann anlockte. Warum nicht auch Herberger, dessen Meinung zum Rauchen den Spielern durchaus geläufig war, wenngleich er es ihnen nicht nachdrücklich verbat. Deshalb griffen die späteren Helden bald auf die benachbarte Pedalovermietung zurück (Pedalos sind Tretboote), die zur Not auch noch ein Ruderboot anbieten konnte.

Der 1954 zuständige Hoteldirektor Jean Urben war selber gelernter Koch, der an freien Tagen des Küchenpersonals die Verköstigung seiner übrigen Angestellten persönlich übernahm. Lieselotte Weihmeyer, die damals in der Lingerie beschäftigt war und täglich außer sonntags 16stündige Arbeitstage absolvieren musste, erinnert sich an das tägliche Waschen und Trocknen der deutschen Trikots. Sie verdiente damals monatlich 220 Franken bei freier Kost und Logis und erhielt für den Mehraufwand während der WM 20 Franken Aufwandsentschädigung zusätzlich.

Während der Weltmeisterschaft waren die Zimmermädchen, die sonst unterm Dach des Hauses, im eigentlichen vierten Stock wohnten, ausquartiert worden, um zusätzliche Kapazitäten zu schaffen.

Herberger hatte sich wie so Vieles auch die Zimmerbelegung gründlich überlegt, seine Schützlinge, von den Verbandsfunktionären getrennt und für das komplette dritte Stockwerk folgende Zimmerverteilung ersonnen:

Mit Balkon auf den Rand des Sees:


  • 301 Eckel und Schäfer (debütierten gemeinsam in der Nationalelf)

  • 302 Massageraum

Mit Balkon direkt auf den See:


  • 303 Fritz Walter und Rahn (waren so gegensätzlich wie nur möglich und konnten somit Beide mäßigend aufeinander wirken)

  • 304 Mai und Posipal (Nachbarn auf dem Spielfeld und an Verletzungsfolgen laborierend)

  • 305 Morlock und Klodt (die perfekte rechte Angriffsseite)

  • 306 Ottmar Walter und Liebrich (Vereinskameraden)

Ohne Balkon direkt auf den See:


  • 307 Pfaff und Herrmann (die perfekte linke Angriffsseite - und beides Frankfurter)

Balkonzimmer gen Osten:


  • 308 Biesinger und Metzner (ebenfalls ein wirkungsvolles Sturmduo)

  • 309 Kubsch und Kwiatkowski (Beides aufstrebende Nachwuchstorhüter)

Zimmer nach Süden (zur kaum befahrenen Zufahrtsstraße):


  • 310 Bauer und Erhardt (bayerisches Verteidigerduo)

  • 311 Turek und Mebus (die zwei Team-Ältesten)

  • 312 Kohlmeyer und Laband (Beides Verteidiger - und zwei heimliche Raucher)

Mit Balkon auf den Rand des Sees:


  • 313 Herberger (Um Problemen mit der belasteten Nummer 13 aus dem Weg zu gehen, quartierte er sich selber hier ein. Außerdem lag sein Zimmer nahe der Treppe, und er hatte somit eine zusätzliche Kontrollmöglichkeit gegenüber den Spielern.)

  • Ein Stockwerk tiefer wurden die Funktionäre einquartiert:
  • 202 Bauwens

  • 206 Huber

  • 209 Deuser und Dr. Loogen (zumindest in der Planung Herbergers - Loogen dementiert heute, dass die Zwei sich ein Zimmer geteilt hätten)

  • 212 Deckert und Körfer

Dr. Xandry wird in dem Herbergerschen Originaldokument ebenso wenig aufgeführt wie Dassler. Sing erzählte, sofern er in Spiez übernachtete, habe er das in Dasslers oder auch in Herbergers Zimmer getan.

Wenngleich die ehemalige Terrasse mittlerweile in einen überdachten Essbereich umgewandelt worden ist und sich zwischen Liegewiese und Thuner See einzelne Neubauten gedrängelt haben, ist das Belvedere noch immer eine kulinarische Versuchung und hat zeitgerecht an Komfort gewonnen. Und der Thuner See ist noch immer der Thuner See...

www.hauensteinhotels.ch
hotelbelvedere.spiez@bluewin.ch





Hotel Krone in Solothurn

Solothurn, eine alte römische Siedlung an den Ufern der Aare mit großer Anzahl an Renaissance- und Barockbauwerken, war und ist Kantonshauptstadt und war 1954 dreimal so bevölkert wie Spiez. Das Hotel liegt noch immer neben einer Kathedrale in der Altstadt nahe der verkehrsreichen Straße nach Basel. Die Bettenzahl entsprach der des Belvedere, doch die Räume waren luxuriöser eingerichtet. Mussten sie auch, um den Standortnachteil aufzuwiegen, denn rund um das Hotel war immer Betrieb. Ein Altstadtfest machte den Ungarn, die hier Quartier genommen hatten, in der Nacht vor dem Endspiel das Schlafen unmöglich. Herberger sich von Albert Sing auch dieses Haus zeigen lassen und sich wegen des Trubels dagegen entschieden. Der Erfolg gab ihm Recht.




Schlosshotel Chateau de Dully

Der nicht einmal zweitägige Aufenthaltsort der deutschen Mannschaft, nahe Genf gelegen und zuvor schon von den Franzosen bewohnt, könnte bereits um 1463 herum existiert haben. Zwei Gebäude - eines im Renaissance-Stil, das andere eher neo-gotisch angelegt - wurden zwischen 1841 und 1846 vom Genfer Architekten Samuel Darier umgestaltet, was bis heute Bestand hat. Bei dieser Gelegenheit entstanden eine Orangerie und ein Salon. Die Räume erhielten eine neue Bestimmung, und die Inneneinrichtung wurde dem Geschmack der Zeit angepasst: pseudo-gotische Dekors mit mittelalterlichen Darstellungen sowie Deckenmalereien von italienischen Malern. Zudem fanden sich prächtige Parkette, pseudo-gotische Dekors aus Holz und Stuck, mittelalterliche Figurinen, Schornsteine und Gipsstatuen, fein ausgearbeitete Türen.

Aus Platzgründen mussten die Deutschen für die eine Übernachtung etwas enger zusammenrücken: da es nicht genügend Zimmer gab, wurden manchmal drei Spieler zusammengelegt. Einer von ihnen, in der Regel Einer, der gegen die Jugoslawen nicht zum Einsatz kommen sollte, musste auf einer Matratze auf dem Fußboden nächtigen. Die Spieler störte das aber nicht weiter. Verglichen mit Spiez dürften sie sich wie in einem Palast vorgekommen sein. Das Faktotum der Eigentümer, Charrier, erinnerte sich 46 Jahre später daran, dass im Gegensatz zu den lebenslustigen Franzosen, die Deutschen besonders brav, höflich und gehorsam gewesen seien. Vor allem wären sie früh ins Bett gegangen.

Die Gebäude des Schlosses sind übrigens von einer großzügigen Parkanlage umgeben, die Herberger für Einzelgespräche mit seinen Spielern nutzte. Während sich die Gruppe auf der Wiese vor der Terrasse mit dem Ball vergnügte und auch den Sohn des Schlosseigentümers einzubinden verstand, klärte Herberger mit seinen Schlüsselspielern taktische Maßgaben.

Das Haus lässt sich übrigens unter www.patrimoineromand.ch kontaktieren und gelegentlich besichtigen.



 

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