Prinzip Zufall

 
 
 
   
 

 

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Der möglicherweise turnierentscheidende Charakterzug Herbergers lässt sich mit dem Prinzip "den Zufall ausklammern" am besten ausdrücken.

Welche Komponenten hatten Einfluss auf das Erreichen des Weltmeistertitels?

Die eigenen Spieler:
Eine handverlesene Mischung aus Arbeitern und Künstlern, aus Soldaten und Individualisten. In diversen Lehrgängen geschult und auf den selben Wissensstand gebracht, konditionell in Höchstform, taktisch eingestellt, teamfähig, motivierbar, (weitestgehend) gehorsam. Darunter eine Handvoll, die im zweiten Glied nicht aufmuckte, so gerne sie auch gespielt hätte.


Die gegnerischen Spieler
Mindestens so wichtig wie die Eigenen! Herberger studierte sie und ließ sie studieren. Mit Hilfe ihm wohlgesinnter Fachleute, im persönlichen Gespräch oder indem er sich persönlich überzeugte. Es ist anzunehmen, dass er in der Schweiz das Studium der Südkoreaner außer Acht ließ, mit denen ein direktes Aufeinandertreffen so gut wie unmöglich war. Aber auf potentielle Gegner war er vorbereitet, kannte ihre Stärken und vor allem ihre Schwächen. Lange Zeit vor der Erfindung der Videotechnik waren ihm Vertraute wie Albert Sing und Schorsch Wurzer behilflich und nützlich, indem sie in die Mannschaftsquartiere und in die Stadien fuhren, sich vom Gegner ein Bild machten und Herberger später Bericht erstatteten.


Die Spielorte
Genaue Kenntnis der Vor- und Nachteile der Stadien. Erster Zugriff auf die Glück bringende Umkleidekabine des Heimvereins.


Die Rahmenbedingungen
Unterbringung in einem abgelegenen Hotel, wo es kein zu hübsches Personal gab, wo also keine unnötigen Ablenkungen lauerten und wo die Spieler ganz für sich waren. Vermeidung unnötiger Strapazen durch möglichst kurze Wege. Sportler-Ernährung nach dem letzten Stand der Erkenntnis. Hochwertige medizinische Betreuung für schnellstmögliche Regeneration nach Verletzungen oder einfach nur Strapazen (bis zu sechs Spielen innerhalb von 18 Tagen).

Möglichst frühzeitige Gewöhnung an das Spielgerät, d.h. an den extra für die WM kreierten Ball, dessen Oberfläche besonders den Torhütern schwer zu schaffen machte und für eine Rekordtorquote sorgte.

Kreation des optimalen Fußballschuhs, wozu sich Adi Dassler schon Jahre zuvor bereiterklärt haben soll und dank welchem man den gegnerischen Mannschaften einen Schritt voraus war.

Uns ist kein Hinweis darauf bekannt, aber die Materialwahl für die Nationalmannschaftstrikots, -hosen und -stutzen könnte Herberger durchaus ebenso beeinflusst haben. Und wie weit war damals die Farbpsychologie?


Das Wetter
Fortsetzung des Themas "Schuh": Nicht nur, dass das Wetter im Hinblick auf Fritz Walter eine bedeutsame Rolle spielte (er litt unter den Spätfolgen einer Malaria und fühlte sich bei Hitze unwohl), für die gesamte Mannschaft wurde es von Vorteil, wenn es nieselte und der Boden feucht und rutschig war: dank Dasslers Erfindung des "Wunderschuhs", dessen Stollen sich durch innovative Schraubgewinde schnell ersetzen ließen, konnte Herbergers Team sich dem von Dauerregen aufgeweichten Boden anpassen und mit längeren Stollen besseren Halt finden. Im Endspiel kamen sämtliche Kriterien zusammen. Der nasse Rasen (den Herberger mittels der stadioneigenen Besprenkelungsanlage künstlich herbeizuführen plante, falls der 4. Juli niederschlagsfrei verlaufen wäre) ließ Fritz Walter sich in seinem Element fühlen, die Ungarn aufgrund schlechteren Schuhwerkes verstärkt mit den Elementen kämpfen (was auch mehr Kraft kostete) und die Deutschen dadurch ihre technische Unterlegenheit ausgleichen. Hinzu kamen Faktoren wie eine gewisse Überheblichkeit seitens der Ungarn (auch aus dem 8:3-Vorrundensieg resultierend), körperliche Schwächung durch Unausgeschlafenheit (das Hotel befand sich an einem lauten Ort, und die Disziplin der Spieler war mit der der Deutschen nicht zu vergleichen) und anstrengende Spiele (zweimal war eine Verlängerung nötig gewesen).



 

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